Andere Personen sind in diesem Fall rechtlich verpflichtet, uns zu geben und das zu tun, was wir von ihnen fordern oder worum wir sie bitten.

Folgendes Vorgehen wird empfohlen

VOR der Situation überlegen,

  • was meine Rechte sind,
  • was ich erreichen möchte. Das heißt, welches konkrete Verhalten ich von der Person erwarte,
  • sich ermutigen, indem wir zu uns sagen: „Es ist mein gutes Recht“.

IN der Situation daran denken,

  • dass die meisten Menschen an einer friedlichen Lösung interessiert sind,
  • freundlich aufzutreten, denn der anderen Person ist das Fehlverhalten vielleicht (noch) nicht bewusst,
  • ruhig und deutlich zu sprechen. Lautwerden oder Schreien erzeugt häufig Gegenreaktionen.

FORDERUNG STELLEN beginnt mit

  • „Ich wünsche / möchte / fordere Sie auf“,
  • sagen, was ich konkret will, dann erst, warum,
  • sich den Satz (was ich will) zu merken, schützt davor, vom Thema abzuschweifen,
  • für berechtigte Forderungen nicht entschuldigen, Forderungen nicht diskutieren,
  • Einwände der anderen Person schweigend anhören und ausreden lassen,
  • Verständnis für die Position des anderen zu äußern, kann die Situation entspannen,
  • auf Forderungen beharren, heißt die Forderung ruhig und bestimmt zu wiederholen.

NACH der Situation sollte ich

  • mich unabhängig vom Erfolg für jeden noch so kleinen Fortschritt loben. Dazu im Stillen zu sich sagen: „Es hat funktioniert. Ich habe es geschafft, … oder … War doch nicht so schwer, wie ich gedacht habe“,
  • mich unabhängig vom Erfolg für jeden noch so kleinen Fortschritt stolz fühlen. Stolz darüber, es probiert zu haben … oder … zu überlegen, was beim nächsten Mal verbessert werden kann,
  • daran denken, dass auch der selbstsicherste Mensch nicht immer bekommt, was er möchte. Es gibt keine Garantie!

Forderungen zu stellen, wird für uns leichter, wenn das Recht auf unserer Seite ist.

Beispiel 1 – Laute Musik

Wenn Musik auch nach 22 Uhr weiter laut aufgedreht ist, ist die Nachtruhe empfindlich gestört. Hier haben wir das Recht zu fordern, dass die Musik leiser wird. Dabei gilt es zu bedenken, dass sozial kompetentes Verhalten nicht unbedingt dazu führt, dass wir das bekommen, was wir fordern. Es wird auch immer Menschen geben, die eigene Ansichten darüber haben, was richtig und was falsch ist. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, es zu versuchen.

Sie hatte einen schweren Tag hinter sich und am nächsten Morgen einen sehr wichtigen Termin. Die Musik des Nachbarn war auch noch um 23 Uhr laut hörbar. Nicht nur der Refrain des Liedes: „Das Leben ist schön …“ war für sie um diese Uhrzeit schwer nachvollziehbar, sie wollte endlich einschlafen. Gereizt stand sie wieder auf.

Praktische Anwendung

Sie überlegte sich VOR dem Aufsuchen des Nachbarn, was ihre Rechte sind: „Ab 22 Uhr beginnt die gesetzliche Nachtruhe.“ Was wollte sie erreichen? Welches konkrete Verhalten wollte sie beim Nachbarn einfordern: „Ich möchte, dass die Musik leise gedreht wird.“ Auch ihr war eine gute Nachbarschaft wichtig. Daher ermutigte sie sich mit dem Satz: „Es ist mein gutes Recht, darum zu bitten“.

IN der Situation, kurz vor dem Klingeln an der Haustüre des Nachbarn, rief sie sich in Erinnerung, dass die meisten Menschen an einer friedlichen Lösung interessiert sind. Und sie wollte darauf achten, freundlich aufzutreten, denn dem Nachbarn ist in seiner Feierlaune das Fehlverhalten (laute Musik) vielleicht (noch) nicht bewusst. Sie atmete einmal ruhig durch und betätigte die Klingel. Ein gut gelaunter Nachbar öffnete die Türe. „Hallo Frau Nachbarin, wollen Sie nicht ein wenig mitfeiern?“ Sie dachte daran, deutlich zu sprechen und nicht zu nuscheln. Sie wusste, dass Lautwerden oder Schreien häufig Gegenreaktionen erzeugt.

Sie konnte nun ihre FORDERUNG STELLEN: „Guten Abend, Herr Nachbar“,

  • ich wünsche / möchte / fordere Sie auf – „Ich möchte Sie bitten …“,
  • sagen, was ich konkret will, dann erst, warum – „die Musik leiser zu stellen, damit ich einschlafen kann. Ich habe morgen einen wichtigen Termin“,
  • sich den Satz (was ich will) zu merken, schützt davor, vom Thema abzuschweifen. Sie merkte sich den Satz – „Ich möchte Sie bitten, die Musik leiser zu stellen, damit ich einschlafen kann. Ich habe morgen einen wichtigen Termin.“ Sie machte eine Pause,
  • für berechtigte Forderungen nicht entschuldigen, Forderungen nicht diskutieren,
  • Einwände der anderen Person schweigend anhören und ausreden lassen. Der Nachbar entgegnete: „Ich freue mich, Sie zu sehen. Sie sehen gut aus! Feiern sie doch mit uns. Wir haben einen wichtigen Kunden gewinnen können.“ Sie ließ den Nachbarn ausreden und unterbrach nicht. Jetzt darauf einzugehen, dass sie gut aussah oder um was für einen Geschäftsabschluss es sich handelt, würde von ihrer Forderung ablenken,
  • Verständnis für die Position des anderen zu äußern, kann die Situation entspannen. Sie entgegnete – „Das freut mich für Sie.“ Es war jedoch wichtig, wieder auf die Forderung zurückzukommen und sich nicht zu verzetteln,
  • auf Forderungen zu beharren, heißt, die Forderung ruhig und bestimmt zu wiederholen – „Ich möchte Sie bitten, die Musik leiser zu stellen, damit ich einschlafen kann. Ich habe morgen einen wichtigen Termin.“ Der Nachbar war in Feierlaune und wollte wohl einen Scherz machen: „Jetzt wiederholen Sie sich aber.“ An dieser Stelle war es wichtig, die Forderung nochmals mit denselben Worten!!! ruhig, aber bestimmt zu wiederholen – „Ich möchte Sie bitten, die Musik leiser zu stellen, damit ich einschlafen kann. Ich habe morgen einen wichtigen Termin.“ Der Nachbar sagte zu, die Musik leiser zu stellen.

NACH der Situation lobte sie sich für diesen Erfolg und sagte zu sich – „Es hat funktioniert. Ich habe es geschafft. War doch nicht so schwierig, wie ich gedacht habe“. Sie war stolz auf sich.

Es gilt jedoch zu bedenken: Auch der selbstsicherste Mensch erreicht nicht immer, was er möchte. Es gibt keine Garantie! Sollte die Person dennoch an ihrem Fehlverhalten festhalten, haben Sie sich trotzdem sozial kompetent verhalten. Soziale Kompetenz ist nicht dadurch definiert zu bekommen, was man möchte, sondern danach zu fragen. Im Zweifelsfall müssen andere rechtliche Schritte eingeleitet werden.

Beispiel 2 – Die Einfahrt blockieren

Es gibt immer wieder Autofahrer, die fremde Ein- oder Ausfahrten mit dem eigenen Pkw blockieren. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern führt auch zu Verzögerungen für Dritte. Hier haben wir das Recht zu fordern, dass das fremde Fahrzeug entfernt wird. Obwohl wir wissen, dass es unangenehm werden könnte, sollte uns das nicht davon abhalten, es zu versuchen.

Er beobachtete, wie ein fremdes Fahrzeug seine Ausfahrt blockierte und der Fahrer ausstieg.

Praktische Anwendung

Er überlegte sich VOR der Situation, was seine Rechte sind – „die Einfahrt hat frei zu bleiben“. Was wollte er erreichen? Welches konkrete Verhalten wollte er einfordern – „Ich möchte, dass das Fahrzeug entfernt wird.“ Schließlich musste er selbst fortfahren und wäre gleich wieder zurück. Und dann sollte das fremde Fahrzeug ebenfalls nicht weiter in der Einfahrt stehen. Er ermutigte sich mit dem Satz – „Es ist mein gutes Recht, das einzufordern“. Er ging auf den Autofahrer zu, der ihn ebenfalls bemerkte.

IN der Situation rief er sich in Erinnerung, dass die meisten Menschen an einer friedlichen Lösung interessiert sind. Er wollte darauf achten, freundlich aufzutreten, denn dem Mann war sein Fehlverhalten (Einfahrt blockieren) aus irgendeinem Grund vielleicht (noch) nicht bewusst. Er atmete durch und dachte daran deutlich zu sprechen. Er wusste, dass Lautwerden oder Schreien häufig Gegenreaktionen erzeugt.

Er konnte nun seine FORDERUNG STELLEN: „Guten Tag“,

  • ich wünsche / möchte / fordere Sie auf – „Sie blockieren meine Einfahrt. Ich möchte Sie bitten…“,
  • sagen, was ich konkret will, dann erst, warum – „… ihr Fahrzeug an einer anderen Stelle zu parken“,
  • sich den Satz (was ich will) zu merken, schützt davor, vom Thema abzuschweifen. Er merkte sich den Satz – „Sie blockieren meine Einfahrt. Ich möchte Sie bitten, ihr Fahrzeug an einer anderen Stelle zu parken.“ Er machte eine Pause,
  • für berechtigte Forderungen nicht entschuldigen, Forderungen nicht diskutieren,
  • Einwände der anderen Person schweigend anhören und ausreden lassen. Der Fahrer entgegnete: „Ich muss nur ganz schnell etwas erledigen. Ich bin gleich wieder da.“ Er ließ den Mann ausreden und unterbrach ihn nicht. Jetzt darauf einzugehen, wie lange „schnell“ ist, würde von seiner gerade formulierten Forderung ablenken,
  • Verständnis für die Position des anderen zu äußern, kann die Situation entspannen. Er entgegnete – „Ich kenne solche Situationen.“ Es war jedoch wichtig, wieder auf die Forderung zurückzukommen und sich nicht zu verzetteln und über die Dringlichkeit verschiedener Situationen zu debattieren,
  • auf Forderungen zu beharren, heißt, die Forderung ruhig und bestimmt zu wiederholen – „Sie blockieren meine Einfahrt. Ich möchte Sie bitten, ihr Fahrzeug an einer anderen Stelle zu parken.“ Er blieb stehen, um die Reaktion des Fahrers abzuwarten. Dieser schaute finster drein und wartete ebenfalls eine gefühlte Ewigkeit. Dann stieg er wieder in sein Fahrzeug und fuhr davon.

NACH der Situation lobte er sich für diesen Erfolg und sagte zu sich – „Es hat funktioniert. Es war zwar ziemlich aufregend, aber ich habe es geschafft. War doch nicht so schwierig, wie ich gedacht habe“. Er war stolz auf sich.

Es gilt jedoch zu bedenken: Auch der selbstsicherste Mensch erreicht nicht immer, was er möchte. Es gibt keine Garantie! Sollte die Person dennoch an ihrem Fehlverhalten festhalten, haben Sie sich trotzdem sozial kompetent verhalten. Soziale Kompetenz ist nicht dadurch definiert zu bekommen, was man möchte, sondern danach zu fragen. Im Zweifelsfall müssen andere rechtliche Schritte eingeleitet werden.

Probieren Sie es aus!

PIRKA wünscht Ihnen viel Erfolg bei der Anwendung.

Literatur

Hinsch, R. & Pfingsten, U. (2007). Gruppentraining sozialer Kompetenz (5. überarb. Aufl.). München: Urban und Schwarzenberg.

Hinsch, R. & Wittmann, S. (2010). Soziale Kompetenz kann man lernen (2. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz.

Kühner, K. & Weber, I. (2001). Depression vorbeugen. Ein Gruppenprogramm nach R.F. Munoz. Göttingen: Hogrefe.

Linehan, M. (2006). Trainingsmanual zur Dialektisch-Behavioralen Therapie der Borderline- Persönlichkeitsstörungen. München: CIP-Medien.

Meichenbaum, D. (2003). Intervention bei Stress. Göttingen: Hans Huber.